Fest PETRUS UND PAULUS
Petrus und Paulus, zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Sie zeigen uns, dass im Geiste Jesu ausgetragene und ausgehaltene Konflikte sehr fruchtbar werden können. Sie haben viel gemeinsam: Beide brennen im wahrsten Sinne des Wortes für den Glauben, beide erleiden körperliche Misshandlungen, beide kommen ins Gefängnis. Beide sind tragende Persönlichkeiten im Apostelkonzil, beide erleiden den Märtyrertod.
Dennoch gibt es auch viele Unterschiede. Petrus kommt aus der Täuferbewegung des Johannes. Er ist ein Fischer aus Galiläa, verheiratet. Petrus wurde von Jesus selbst in die Nachfolge berufen und erreichte eine Vorrangstellung im Jünger- und Gemeindekreis, ohne Papst zu sein, wie fälschlich immer wieder behauptet wird. Er ist der Hirte, der die Schafe zusammenhalten soll. Das wird ihm heutigen Evangelium zugesagt.
Würde er sich nach heutigem Verständnis einem Hearing stellen müssen, würde er durchfallen, weil er aufbrausend, wankelmütig, unsicher in Entscheidungen ist. Bei der ersten Leidensankündigung Jesu spielt er noch lautstark den Verteidiger wird aber dann zum Umfaller und Leugner, wenn es um ein Bekenntnis zu Jesus geht und wird später wieder zum Glaubenden. Er hat Angst beim Erkennen gefährlicher Situationen, beispielsweise beim Gang über das Wasser.
Paulus stammt aus Tarsus in der heutigen Türkei, war Zeltmacher, bleibt ledig, war wahrscheinlich immer irgendwie kränklich, hat von Geburt an römisches Bürgerrecht. Damit war er vor dem Übergriff lokaler Behörden geschützt. Hochgebildeter Pharisäer aus der Schule des Gamaliel, deshalb auch offener in seinem Denken als Petrus, weniger zögerlich, besonders in der Frage, welchen Zugang Nicht-Juden haben sollen, die Christen werden wollen.
Paulus erlebt durch seine Bekehrung vor Damaskus einen Wendepunkt in seinem Leben. Zunächst begegnet man ihm in Jerusalem mit großem Misstrauen. Paulus entwickelt sich aber weiter zum „Kosmopoliten“. Er ist einer, der das Römische Reich auch wegen der Missionsreisen gut kennengelernt hat, von der Kleinasien (heutige Türkei) ausgehend über Griechenland, Kreta, Malta, weiter bis nach Rom, möglicherweise auch nach Spanien.
Petrus und Paulus sind untrennbar miteinander verbunden. Sie brauchen einander. Keiner kann alles, keiner hat alles. Gott traut den Menschen viel zu. Er verlangt keinen Perfektionismus, sondern Glauben und Vertrauen in Jesu gute Nachricht.
Als Kirche können wir heute von ihnen etwas lernen. Ihnen verdanken wir es, dass Jesus nicht in Vergessenheit geraten ist, dass aus einer kleinen Glaubensbewegung eine weltumfassende Kirche geworden ist. Gott wirkt in und durch fehlerhafte Menschen. Auch in der Kirche von heute.